Unterstützung aus der Luft

Der Drohneneinsatz als Erweiterung des Leistungsspektrums der Umweltbaubegleitung.

Der Technikcheck ist abgeschlossen, die GPS-Verbindung steht und die Statuslampen leuchten grün. Ruhig erhebt sich die 1,2 Kilogramm schwere Drohne in den Hamburger Himmel, gesteuert von Caroline Klapdohr. Sie ist Fachbereichsleiterin für „Terrestrische Ökologie“ der IfAÖ Institut für Angewandte Ökosystemforschung GmbH und führt unter anderem Besatzkontrollen in Vogelnestern durch. Ein wichtiger Teil ihrer Arbeit besteht aus Leistungen, die unter dem Oberbegriff Ökologische Baubegleitung zusammengefasst werden. Allgemein formuliert gehören dazu die Kontrolle der Einhaltung von Maßnahmen, die den Schutz der Umwelt garantieren und Beeinträchtigungen für Flora und Fauna möglichst gering halten sollen. Dabei ist Drohnenpilotin Caroline Klapdohr nicht nur zu Lande unterwegs, sondern hat auch schon über dem Wattenmeer Flüge zur Dokumentation der Auswirkungen von Kabelverlegearbeiten durchgeführt.

Ökologische Baubegleitung für Netzbetreiber

Ihr aktueller Auftrag führt sie in den Hamburger Osten, wo der Netzbetreiber 50Hertz ein in den 1970er Jahren erbautes Umspannwerk modernisieren und an die steigenden Anforderungen zur Steuerung des Stromnetzes anpassen will. Mit den Drohnen des IfAÖ führt Caroline Klapdohr Besatzkontrollen in Hochspannungsmasten durch, da diese nicht erklettert werden können, solange sie unter Strom stehen. Dank der Unterstützung aus der Luft lässt sich erkennen, welche Nester besetzt sind und (ggfs. nach mehrmaliger Kontrolle) ab wann Arbeiten ohne artenschutzrechtliche Konflikte wieder möglich sein werden.

Vor- und Nachteile moderner Technik

Beim IfAÖ setzt man seit einigen Jahren zunehmend auf die Befliegung mit Drohnen bei der Besatzkontrolle. Die Vorteile liegen auf der Hand: statt den Strom abzuschalten und Menschen beim Erklettern von Masten in Gefahr zu bringen, ist der Einsatz von Drohnen schneller, sicherer und störungsärmer für die zu beobachtenden Vögel. „Grundsätzlich sind Drohnen für alle Gebiete hervorragend geeignet, in denen Menschen nur sehr schwer oder mit Hilfsmitteln hinkommen. Das können zum Beispiel auch Häuserdächer oder schwer zugängliche Naturschutzgebiete sein. Dort ist es allerdings schwierig, überhaupt eine behördliche Genehmigung zum Überflug zu bekommen“, erklärt Caroline Klapdohr. Zudem weist sie darauf hin, dass die zu beobachtende Vogelart eine Rolle spielt, da es auch wehrhafte Tiere gibt, die die Drohne attakieren und sich dabei selbst verletzen können. Doch es gibt auch Grenzen für den Einsatz: in vielen sensiblen Bereichen darf grundsätzlich nicht geflogen werden oder wenn, dann nur mit einem festgelegten Sicherheitsabstand. Auch die Technik selbst kann ein Hinderungsgrund sein, wenn zum Beispiel die Akkuleistung nicht für längere Flugstrecken ausreicht oder wenn die Wind- und Wetterverhältnisse nicht mitspielen. Insgesamt überwiegen für Caroline Klapdohr allerdings die Vorteile. Großes Potential sieht sie vor allem bei der Baubegleitung und beim Flächenmonitoring.  „Bis vor ein paar Jahren sind wir für Besatzkontrollen mit Leiter, Klettergurt und Notizblock losgezogen. Heute gehören Tablett, Ersatzakku und Joystick zu unseren Hilfsmitteln.“

Beim IfAÖ geht man davon aus, dass künftig immer häufiger Drohnen zum Einsatz kommen werden. Zwar werde bei Ausschreibungen momentan noch nicht explizit Wert darauf gelegt, jedoch werde die Baubegleitung aus der Luft vom Auftraggeber in den meisten Fällen gern angenommen. Zumal auch die Entwicklung der Drohnen nicht still steht. Jede neue Generation wird bessere Kameras und weitere Messgeräte an Bord haben sowie ein verbessertes Flugverhalten aufweisen. Dank leistungsstärkerer Akkus werden zusätzliche Aufgaben und längere Flugstrecken möglich sein. Insbesondere bei der Dokumentation des Baugeschehens und von Auswirkungen auf die Natur (Vorher-Nachher-Bilder) werden Drohnen ein immer beliebteres Werkzeug, ist sich Caroline Klapdohr sicher. Zudem stellt das IfAÖ seine Technik auch anderen Bereichen der GICON®-Gruppe für Aufträge zur Verfügung, wie zum Beispiel der Geotechnik oder der Bauplanung.

Dieser Text erschien ursprünglich im GICONcret III/2020

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